Hohe Durchfallquote im Steuerberater- und WP-Examen: Was tun?

Die Durchfallquote im Steuerberater-Examen und Wirtschaftsprüferexamen zählt zu den höchsten überhaupt. Für Examenskandidaten und Unternehmen birgt das große Herausforderungen und Risiken.

Dieser Artikel klärt auf, was die genauen Auswirkungen der hohen Durchfallquote sind und welche Gegenmaßnahmen getroffen werden können.

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Kernthesen zu Gründen und Auswirkungen der Durchfallquote im Steuerberater-/WP-Examen:

  1.  Der „War for Talents“ betrifft zunehmend eine Branche, die durch ihre Prüfungs- und Beratungsleistungen ein sehr wichtiger Bestandteil der deutschen Wirtschaft ist (für Großkonzerne sowie mittelständische Unternehmen): Steuerberaterkanzleien und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften. Die hohe Durchfallquote im Steuerberaterexamen und Wirtschaftsprüferexamen verschärft die Situation zusätzlich.

  2. Für die möglichen, zukünftigen Examenskandidaten sind die hohen Durchfallquoten (30-60%) ein Hemmnis, die Steuerberaterprüfung überhaupt anzugehen bzw. sogar überhaupt in die Branche zu gehen.

  3. Die hohen Durchfallquoten stellen eine große personelle und finanzielle Belastung für die Wirtschaftsprüfungsgesellschaften und Steuerkanzleien dar - und bislang fand kein Unternehmen einen Weg, dies zielgerichtet und nachhaltig zu ändern.

  4. Interviews mit über 50 Examenskandidaten und Führungskräften zahlreicher Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, Fach-Dozenten/Ausbildungsinstitute und eine repräsentative Umfrage unter 226 frisch Examinierten zeigen vielfältige Aspekte, die ursächlich für die schlechten Bestehensquoten und die hohe Mitarbeiterfluktuation sein können.

Da manche Aspekte immer wieder genannt werden, ergibt sich daraus ein Bild, welche zusätzlichen Maßnahmen zu einer Erhöhung des Prüfungserfolgs führen könnten:

  • Zum einen die Optimierung von Mitarbeiterführung speziell der Nachwuchskräfte, deren Kündigungsbereitschaft viel höher ist als in früheren Generationen.
  • Und zum anderen mentale Trainings-Methoden, die aus dem Profi-Sport hinlänglich bekannt und langjährig erprobt sind. Diese gewährleisten bessere Lernerfolge und die Fähigkeit, unter massivem Erfolgsdruck in den schweren Prüfungen mit starken Nerven eine gute Performance abzurufen.

Ausgangslage für Kandidaten und Unternehmen

 (Quelle: Wirtschaftsprüferkammer, https://www.wpk.de/nachwuchs/pruefungsstelle/ergebnisse/)

Examenskandidatin ist verzweifelt, weil die Durchfallquote der Steuerberater Prüfung so hoch ist.
Der Beruf des Wirtschaftsprüfers und des Steuerberaters ist anspruchsvoll und bietet beste Karriereperspektiven. Doch die Durchfallquoten sind (zumindest im Fach Steuerrecht) immer noch hoch.

Dabei bereiten sich die Kandidaten oft über viele Monate oder Jahre hinweg auf die Prüfung vor, manche absolvieren berufsbegleitend einen speziell auf die Prüfungsvorbereitung zum Wirtschaftsprüferexamen ausgerichteten Master-Studiengang (§8a WPO), andere besuchen die Vorbereitungslehrgänge von speziellen Anbietern. Während dieser Zeit erhalten sie vom Arbeitgeber in der Regel Freistellungen, zwischen zwei und vier Monaten Zeit gibt es allein für die unmittelbare Examensvorbereitung, je nach Gesellschaft. Oft übernehmen die Arbeitgeber die Kosten für die Studien- und Lehrgänge, wobei für einen Masterstudiengang 35.000 Euro zusammenkommen. Für die Vorbereitungslehrgänge der etablierten Anbieter schlagen 5.000-12.000 Euro zu Buche.

Eine nichtbestandene Prüfung ist sowohl für die Kandidaten als auch für die entsendenden Firmen ein großes Problem. Für die Kandidaten verengt sich dadurch die Aufstiegs-Perspektive erheblich.

Den Firmen fehlen die Kandidaten wegen einer erneuten Freistellung unter anderem zur Abwicklung von Aufträgen und führen zu einer höheren Belastung der restlichen Mitarbeiter. Und das in einer Zeit des War for Talents, in der es schwierig ist, überhaupt genügend Kandidaten vom Markt zu rekrutieren, die diese Laufbahn einschlagen möchten. Die 20 führenden Beratungsfirmen und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften wollen in diesem Jahr knapp 27.000 Stellen besetzen (Berater werden: Hannah Steinharter, Bert Fröndhoff, Handelsblatt, 15.01.2022). Interne Quellen aber berichten, dass alle Gesellschaften bei den Rekrutierungszahlen fern ihrer Planungen sind.

Durchfallquote Steuerberaterprüfung 2020


Allein im Jahr 2020 haben über 600 Kandidaten das Examen nicht bestanden, davon auch 92 Prüfungs-Wiederholer, die meist keinen dritten Versuch mehr wagen und die dann oft das Unternehmen verlassen.

Die Durchfallquoten der letzten Jahre (schriftliche Prüfung) lauten wie folgt:

  • Durchfallquote Steuerberaterprüfung 2020/2021: 46,9%
  • Durchfallquote Steuerberaterprüfung 2019/2020: 57,2%
  • Durchfallquote Steuerberaterprüfung 2019: 57,5%

Nach Bestehen der schriftlichen Prüfung werden die Kandidaten zur mündlichen Prüfung zugelassen. Dort die ist Durchfallquote dann sehr viel geringer:

  • Durchfallquote mündliche Prüfung Steuerberater 2020/2021: 8,8%

Die Durchfallquoten sind also nach wie vor sehr hoch, auch wenn die Quote im letzten Jahr gesunken ist. Das ist ein großes Problem für Unternehmen in der Branche:

Was die hohe Durchfallquote im Steuerberaterexamen und Wirtschaftsprüfer-Examen Unternehmen kostet


20.000 bis 40.000 Euro kostet es, einen eingearbeiteten Mitarbeiter zu ersetzen, sagt ein Partner einer Next10-Gesellschaft. Und nicht nur das:

„Von zehn möglichen Kandidaten gehen heute oft nur drei überhaupt in dieses Examen“.

Der steinige Weg und die hohen Durchfallquoten schrecken ab. 

Das ist gerade für kleinere Unternehmen schmerzhaft, deren Marke darauf fußt, Top-Leute einzusetzen. Es wird deutlich, dass auf allen Seiten ein großes Interesse daran besteht, die Bestehens-Quoten signifikant zu verbessern.

Die Frage ist:

Warum sind die Bestehens-Quoten so schlecht?

Schließlich haben fast alle Kandidaten vor Eintritt in diese Laufbahn ein Studium abgeschlossen, mindestens drei bis vier Jahre Berufspraxis in einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und in ihrem Leben bisher noch jede Prüfung bestanden.

Und die zweite Frage ist:

Welche Maßnahmen versprechen den größten Erfolg bei dem Bemühen, die Bestehens-Quote signifikant zu verbessern?

Umfrage zu den Ursachen der hohen Durchfallquote im Steuerberater- und Wirtschaftsprüfer-Examen


Um Antworten auf diese beiden Fragen zu finden, wurde eine repräsentative Online-Studie aufgesetzt, an der 226 Mitarbeitern der Branche teilnahmen, deren Prüfungen maximal 4 Jahre zurücklagen.

Von den Befragten der haben 124 das Examen im ersten Versuch bestanden, 25 im zweiten Versuch, zwanzig haben nicht bestanden. Der Rest befindet sich im Examen. Diese Zahlen bilden ziemlich genau die offiziellen Bestehens- und Durchfallquoten ab (rund 50%, siehe Durchfallquote Steuerberaterprüfung 2020/2021). Die Antworten der Umfrage bieten daher Sichtweisen aus unterschiedlichsten Perspektiven.

Basis der Studie sind (jedoch) ausführliche, persönlich geführte Interviews mit über 40 Führungskräften und Personalern – aus allen „Big 10“ und weiteren, mittelständischen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften.

Darüber hinaus wurden weitere Fach- und Führungskräfte interviewt:

  • Dozenten der Anbieter von Vorbereitungslehrgängen für die Steuerberater-/Wirtschaftsprüferprüfung
  • Einer der Gründungsväter des Master-Studiengangs Auditing nach §8A
  • Zahlreiche Hochschullehrer
  • Prüfer der Steuerberater- und Wirtschaftsprüferkammer

Auch wurden durchgefallene Kandidaten und kürzlich Examinierte persönlich befragt. Viele der letzteren hatten ein mehrmonatiges Examens-Coaching bei mir und weiteren Fachexperten durchlaufen (Video-Trainingsmodule, Gruppencoaching, mentales Performance-Training).  

Ursachensuche der hohen 

Durchfallquote in der Steuerberaterprüfung 


Schauen wir uns also an, was die konkreten Ursachen für die hohe Durchfallquote im Examen sind: 

Die Examenskandidaten vom Steuerberater-/Wirtschaftsprüferexamen – hochqualifiziert aber sehr heterogen


Schaut man sich die Ergebnisse der Online-Umfrage an, dann stellt man fest, dass 51% der Befragten einen Masterabschluss haben, 49% haben andere akademische Abschlüsse wie Dipl. Kaufmann oder Dipl. Betriebswirt. Aber es finden sich auch Mathematiker, Informatiker oder Juristen unter den Examenskandidaten. 51% der Befragten sind weiblich. Das Gros der Umfrageteilnehmer ist zwischen 25 und 35 Jahren, doch es gibt auch eine nicht zu vernachlässigende Zahl von älteren Aspiranten bis über 50 Jahre. Schon wird deutlich, dass die fachlichen und persönlichen Ausgangsvoraussetzungen für das WP-Examen extrem unterschiedlich sind.

Durch die Bachelorstudiengänge, die nach 6 Semestern einen akademischen Abschluss ermöglichen, sind viele Kandidaten sind noch sehr jung, wenn sie ihre berufliche Laufbahn starten. Die Vorstellungen vom Beruf des Wirtschaftsprüfers dürften zu diesem Zeitpunkt nicht immer klar sein und bis zum WP-Examen sind es dann immerhin noch mehrere Jahre, ein Zeitraum, in dem so mancher sich in einer Manager-Tätigkeit einrichtet oder das Unternehmen wechselt. Schließlich ist das Angebot für gute Leute riesig und die Abwerbeaktivitäten intensiv.

Masterstudenten haben mehr Klarheit

Die Master-Studenten wissen eher, was sie wollen, wenn sie anfangen, meint denn auch ein HR-Partner einer Big4-Gesellschaft. Noch besser sei es, den Nachwuchs aus den Praktikanten zu rekrutieren. Diese wüssten, was auf sie zukäme und könnten den Beruf des Wirtschaftsprüfers als erstrebenswertes Lebensmodell für sich erkennen - entscheidend für die notwendige Motivation und Zielorientierung auf dem langen Weg bis zum Examen.

Welche Qualifizierung zählt für Unternehmen?

Eingestellt wird nur, wer mindestens eine zwei als Abschluss-Note aus dem Studium vorweisen kann. Gute Noten korrelieren mit einem besseren Erfolg im Steuerberater- und Wirtschaftsprüfer-Examen, Kandidaten mit einem Master bestehen öfter als die mit einem Bachelor-Abschluss, bestätigt eine Professorin des Master Studiengangs Auditing.  

Ungefähr die Hälfte der Kandidaten ist bereits über dreißig Jahre alt, wenn sie sich für den WP entscheiden. Dann ist das Studium schon lange her, die Motivation eine andere, als bei den jüngeren Kollegen. Es mag eher um eine neue Herausforderung gehen oder dem Wunsch nach einem höheren Einkommen, als um den brennenden Wunsch, Wirtschaftsprüfer zu werden. Dieser Unterschied kann für den Erfolg entscheidend sein.

Warum entscheiden sich so wenige für eine Karriere als Steuerberater oder Wirtschaftsprüfer?

Eine Karriere als WP bietet beste Zukunftsaussichten. Warum entscheiden sich dennoch so viele Kandidaten gegen das Examen?

Allen Kandidaten gemeinsam ist, dass sie sich in der produktivsten Lebensphase befinden: neben den Belastungen des Karriereaufbaus sind sie zusätzlich gefordert mit Familienplanung, Kindererziehung und Immobilienerwerb. Zudem hat sich die Sicht auf Karriere grundsätzlich verändert. „Karriere ist für viele nicht mehr die große Leidenschaft. Das hypt nicht mehr,“ beobachtet ein Direktor einer Next10-Gesellschaft. Die aktuelle Forschung zu den Generationen Y und Z bestätigt das. Work-Life-Balance ist wichtiger als ein Leben nur für den Aufstieg.

Wertverschiebung führt zu geringer Attraktivität des Berufs

Auch die Attraktivität eines Jobs wird anders gemessen als in der Generation der heutigen Partner. Teilzeit, Möglichkeiten zum Sabbatical, Zeit um ein Hobby auszuüben und Sinnstiftung sind heute die Kriterien, beobachtet ein Geschäftsführer und COO einer Big4. Partner werden ist nicht mehr das selbstverständliche Ziel.

Da passt es schlecht, wenn das Examen Durchhaltevermögen, Leidensfähigkeit und die Bereitschaft „durch ein Tal der Tränen zu gehen“ verlangt, wie es ein Dozent eines der großen Lehrgangswerke treffend formuliert.

Den Unterschied könnte eine inspirierende Führungskraft machen, die sich interessiert und Unterstützung gibt. „Dann gehen auch viel mehr junge Mitarbeiter ins Examen“, beschreibt ein Teilnehmer der Online-Studie die Situation in seiner Firma.  Die Arbeitgeber aber delegieren die Betreuung ihrer Mitarbeiter nur zu häufig an die Kursanbieter für die Prüfungsvorbereitung.  

Ein Grund mag sein, dass die Führungskräfte oft zeitlich überlastet mit dem Job sind, um einem Mitarbeiter bei der Klärung ihrer Ziele zu helfen, die Attraktivität des Berufsstands aufzuzeigen, die Bedeutung von absolutem Commitment klarzumachen und ihnen während der langen Phase der Examensvorbereitung motivierend zur Seite zu stehen. Dennoch wünschen sich das mehr als 52 % der Befragten.

An den Unis sinken die Anforderungen – das WP-Examen wird immer anspruchsvoller

„Es ist kein Hexenwerk, es ist einfach nur unheimlich viel Stoff.“ 

Das sagt eine Assistant-Managerin einer Big4. Vier Klausuren müssen geschrieben werden: Prüfungsrecht, BWL/VWL, Wirtschaftsrecht und Steuerrecht. Wer die Klausuren besteht, wird zu den jeweiligen mündlichen Prüfungen zugelassen.

Die Klausuren des Steuerberater-/Wirtschaftsprüferexamens

Anspruchsvolle Fallanalysen bilden den Kern der Klausuren. Das vorhandene Fachwissen muss auf den Fall transferiert werden und dann anhand eines roten Fadens mit sauberer Struktur die Lösung entwickelt werden. Hieran scheitern viele – das lässt die Durchfallquote im Steuerberaterexamen in die Höhe schießen.

Aufbau der mündlichen Prüfung

In der mündlichen Prüfung hat man dreißig Minuten Zeit um einen zehnminütigen Vortrag vorzubereiten. An diesen schließt sich eine Fragerunde an.

Sind Struktur und logischer Aufbau in den Klausuren ein wichtiges Element, so gilt das genauso für den Vortrag und die Antworten auf die Fragen danach. Auch hier gibt es oft Defizite, sagt ein befragter Partner.

Die optimale Vorbereitung – Die wichtigsten Aspekte

Die Menge des geforderten Fachwissens ist enorm und wird von Jahr zu Jahr größer. Eine der interviewten Führungskräfte beobachtet seine Kandidaten schon seit Jahren: „Es kommt nicht unbedingt darauf an, ob die Leute in der Praxis gute Leistungen erbringen. Die erfolgreichsten Examensabsolventen sind systematische Arbeiter, die Lernpläne aufstellen und sich daran auch halten.“

Das scheinen die befragten Examenskandidaten genauso zu sehen. Diejenigen, die im ersten Anlauf die Wirtschaftsprüfer- / Steuerberaterprüfung haben, schreiben sich alle ein gutes Selbstmanagement zu.

Diejenigen, die das nicht gut hinbekamen, klagten über mangelnde Ausgleichzeiten, Verzettelung, Stress und totale Überarbeitung. Kein Wunder, teilen doch manche Anbieter der Vorbereitungslehrgänge Skripte mit 14.000 Seiten aus. Wer da keinen Mut zum Weglassen und Fokus auf Relevanz zeigt, wird in der Stofffülle untergehen.


Vorbereitungslehrgänge verringern die Durchfallquote im Steuerberater- / Wirtschaftsprüferexamen

An den Vorbereitungslehrgängen führt kein Weg vorbei: alle Befragten der Online-Studie gaben an, einen oder mehrere Lehrgänge der etablierten Anbieter besucht zu haben. Dabei bekommen die Lehrgänge durchweg gute Noten. 96% Prozent gaben an, dass sie sich fachlich sehr gut bis ganz okay vorbereitet fühlten.

Dabei sehen die Leiter der Vorbereitungslehrgänge große Leistungsunterschiede, einmal bedingt durch unterschiedlichste Werdegänge, doch auch, was Strukturiertheit anbelangt.

Ein Fachbereichsleiter im Fach Steuern stellt fest: „Nicht jeder kann Wesentliches von Unwesentlichem trennen, Fälle strukturieren und an einem roten Faden entlang die richtige Lösung entwickeln.“

In einer Zeit, an der es auch an den Hochschulen eine Inflation der guten Noten gibt, ist ein Hochschulabschluss noch keine Garantie für die in diesem Examen gefragten Fähigkeiten.

Die positive Selbsteinschätzung der Befragten in der Online-Umfrage legt die Vermutung nahe, dass sich manche Lehrgangsteilnehmer möglicherweise überschätzen. „Viele halten sich nicht an die Hinweise der Dozenten,“ moniert denn auch ein Dozent.

Klausurtraining muss noch intensiver werden

Klausurtraining ist das wichtigste Element der Vorbereitung. Immer wieder müssen Probeklausuren unter Echtbedingungen geschrieben werden und detailliert nachbearbeitet werden. Je mehr, desto besser.  

Ein WP-Lehrgangsanbieter strebt an, dass Übungsklausuren individuell analysiert und nachbearbeitet werden. Die Zeit dafür könnte darüber generiert werden, dass die Institute mehr Lerninhalte über Lernvideos bzw. Webcasts vermitteln. Damit trifft er einen Nerv. Viele Studienteilnehmer wünschen sich genau das.

Klausurtechnik steht ebenfalls im Fokus der Examenskandidaten und die Vorbereitungslehrgänge tragen diesem Wunsch Rechnung, indem sie extra Seminare dafür anbieten.

Wie kann ich die Vollständigkeit meiner Lösung verbessern? 

Womit generiere ich Punkte?

Das mag auf den ersten Blick banal erscheinen, doch in der extremen Drucksituation einer fünfstündigen Klausur, die über den zukünftigen Berufsweg entscheiden wird, werden sogar solche Binsenwahrheiten vergessen wie Ruhe bewahren und die Aufgabe genau durchlesen, sagt ein Prüfer. Überhaupt nutzten die Kandidaten zu selten die Gelegenheit, sich von den Prüfern Tipps aus erster Hand abzuholen. Dabei sind diese oft Kollegen und Vorgesetzte, also leicht erreichbar.

Die mündliche Prüfung als besonderer Stresstest

Geben bei der Umfrage noch 75% an, voller Selbstvertrauen in die Klausuren gegangen zu sein, so sinkt dieser Wert bei den mündlichen Prüfungen auf nur noch 64%.

Der Druck lässt bei so manchem sonst selbstbewussten Kandidaten während des Vortrags die Stimme zittern, berichten Prüfer. In der Fragerunde danach sind viele nicht in der Lage, den Aussagen der anderen zu folgen und darauf zu reagieren. Dabei darf man nicht vergessen, dass in dieser Situation auch immer die Persönlichkeit und das Auftreten des Kandidaten geprüft wird. Passt er oder sie für den Berufsstand des Wirtschaftsprüfers? Diese Einschätzung geschieht unbewusst, spielt aber eine wichtige Rolle, meint ein Wirtschaftsprüfer und Hochschuldozent.

„Lasst euch nicht alles aus der Nase ziehen“, schreibt denn auch ein Teilnehmer in der Online-Studie, „führt mit den Prüfern eine fachliche Diskussion auf Augenhöhe“.

Umso wichtiger, auch die Vorträge immer wieder zu üben und sich qualifiziertes Feedback geben zu lassen. Bis zu zwanzig Vorträge hätten sie zur Vorbereitung gehalten, geben die befragten, erfolgreichen Examenskandidaten an. Einige von ihnen nennen als wichtiges Erfolgselement auch den Einsatz von mentalen Techniken, die es ermöglichen, gehirngerecht und effizient zu lernen und sich ebenso zum Kraftschöpfen zu entspannen, Wissen punktgenau abzurufen, souverän aufzutreten und den Blackout zu vermeiden. Firmen und Kursanbieter könnten auf diese Erfolgsfaktoren stärker verweisen: Ein „mentales“ Examens-Coaching kann hier ähnlich gute Unterstützung bieten, wie es in der Sportwelt schon seit bald Jahrzehnten üblich ist. 

Der Master Studiengang Auditing, der nach einem Jahr Berufspraxis begonnen wird und dreieinhalb Jahre dauert, wurde entwickelt, um speziell auf das WP-Examen vorzubereiten. „Er hebt auf ein ganz anderes Niveau,“ sagt denn auch ein leitender HR-Partner. „70 Prozent der Absolventinnen und Absolventen des Abschlussjahres 2020 im Master Auditing, der von der Hochschule Mainz in Kooperation mit der Frankfurt School of Finance&Management angeboten wird, schafften im ersten Anlauf das Wirtschaftsprüfer-Examen.“

(Pressemitteilung der Hochschule Mainz, www.nachrichten.idw-online.de, 11.Juni 2021.)

Das hat sich herumgesprochen. Die Gesellschaften, die ihren Kandidaten dieses duale Studium finanzieren sind erfolgreicher beim Recruiting und profitieren von den guten Examensergebnissen. Darauf weist eine Führungskraft bei EY hin.  

Fleiß und Fachwissen reicht nicht - Absolutes Commitment zur Laufbahn als WP entscheidet über den Erfolg

Der Weg zum Examen ist lang und fordernd. Wie schafft man es da, Motivation und Konzentration über Monate hinweg aufrecht zu halten, Ablenkungen zu widerstehen und es hinzunehmen, dass andere in Urlaub fahren, während man selbst am Schreibtisch sitzt?

Examenskandidaten sollten sich fragen, ob sie das Leben als Wirtschaftsprüfer führen wollen, stellt ein Partner fest.  Nur bei einer uneingeschränkt positiven Antwort können sie die nötige Disziplin über die lange Phase der Prüfungsvorbereitung aufrechterhalten. Führungskräfte könnten bei der Klärung dieser Frage gute Orientierung geben.

In einem solchen Klärungsgespräch sollte auch zur Sprache kommen, welche Konsequenzen ein Bestehen/Nichtbestehen hat. Die Zeiten der up-or-out Kultur sind vorbei, betont ein Next10-Partner. Letztendlich ist man froh über jeden guten Mitarbeiter und auch ohne das Examen gibt es exzellente berufliche Perspektiven. Ist das geklärt, lässt sich viel Druck im Vorfeld vom Mitarbeiter nehmen, wenn es auch nicht dazu führen darf, dass die Mitarbeiter zu „lax“ in das Examen gehen. Denn das tun einige, beobachtet der Geschäftsführer einer mittelständischen Gesellschaft.

Dagegen helfen klare Aussagen darüber, was auf die Kandidaten zukommt. Man sollte nicht beschönigen, dass es hart und herausfordernd wird.

Das A und O, um die Prüfung zu bestehen: Professionelle Prüfungsbegleitung

Die meisten Gesellschaften haben die Notwendigkeit professioneller Prüfungsbegleitung erkannt und sogenannte Verantwortliche benannt, die den Examenskandidaten zur Seite stehen sollen. Das funktioniert mal gut, mal weniger gut, meinen die befragten Kandidaten. Laut Online-Interviews finden Klärungs-/Beratungsgespräche sporadisch bis gar nicht statt.

 Außerdem: nicht jeder mag sich einem Kollegen oder Vorgesetzten gegenüber öffnen, auch ist nicht jeder für die Aufgabe geeignet. Abgesehen von Zeit braucht man dafür Empathie, psychologische Gesprächsführungskompetenz und Coaching-Fähigkeiten. Manchmal mag dafür ein externer Coach mit langjähriger Branchen- und Examenskenntnis geeigneter sein.

Wenn auch alle interviewten Führungskräfte die Notwendigkeit der persönlichen Begleitung bestätigen - die Frage nach einem institutionalisierten und standardisiertem „Development Track“ im Examensprozess beantworteten sie negativ. So heterogen die Akteure sind, so individuell müssen die Maßnahmen für sie sein.

„Es muss feste Rahmenbedingungen geben: Freistellung, Überstunden, Finanzierung.“, da ist sich ein Manager von Mazars sicher.

Tipp: Lesen Sie auch diesen spannenden NWB-Fachartikel, um mehr Insights zum Thema Bestehensquoten in den StB/WP-Berufsexamen erhöhen zu bekommen:

Zum Artikel  “Bestehensquoten in den StB/WP-Berufsexamen erhöhen” - NWB-Fachartikel von Marion Klimmer

Recruiting und gute Mitarbeiterentwicklung sorgen für Erfolg in der WP-Prüfung

Gute Examenskandidaten zu haben, ist eine Entwicklungsaufgabe der Gesellschaften, die schon bei der Rekrutierung von Nachwuchs beginnt. Alle Interviewten waren sich einig, dass die Bereitstellung von Praktikantenstellen eine der besten Methoden ist, neue junge Mitarbeiter zu rekrutieren.

Dazu gehört es jedoch auch, Praktikanten pfleglich zu behandeln, ihnen eine engagierte Führungskraft zuzuordnen, die sinnvolle Aufgaben gibt und ein positives Berufsbild vermittelt. Nur das führt zu einer höheren Einstellungsquote, die Voraussetzung für einen ausreichend großen Pool an zukünftigen Examenskandidaten. Eine Befragung von Studenten, die sich zu einem Praktikum bei einer Beratungs- oder Wirtschaftsprüfergesellschaft entschieden hatten, ergab da leider ein anderes Bild.

Viele berichteten davon, allein gelassen worden zu sein, keinen wirklichen Ansprechpartner gehabt zu haben. Die Bereitschaft nach dem Praktikum, noch über eine berufliche Zukunft in dieser Branche nachzudenken, war dramatisch gesunken, die Leistungsbereitschaft war abgewürgt, erzählt ein Hochschul-Professor, der die Befragung initiiert hatte.  

Auch bei der Mitarbeiterentwicklung spielen die Führungskräfte eine wichtige Rolle, sagt ein Partner einer mittelständischen Gesellschaft. Selbstmanagement und strukturiertes Denken sind bei den jungen Akademikern oft nicht so ausgeprägt, wie man das eigentlich voraussetzt. Eine gute Führungskraft, die konstruktive Kritik gibt und bei der Ausbildung von Methodenkompetenz, analytischem Denken und strukturiertem Arbeiten als Vorbild fungiert, bereitet damit den Weg zum Examenserfolg.

Offenbar wünschen sich das auch viele während des Examens. Die Online-Befragten klagten vielfach darüber, während der Zeit des Examens allein gelassen worden zu sein. Nur zwanzig Prozent der Befragten gaben an, dass ihre Arbeitgeber fachliche Unterstützung oder auch Coaching anbieten – fast keiner explizites mentales Examens-Coaching. Die meisten Gesellschaften sehen ihre Mitarbeiter jedoch selbst in der Verantwortung, ihre fachliche und auch überfachliche Vorbereitung zu organisieren. Dabei wird gerade der persönliche Austausch mit Mitstreitern und Kollegen, die das Examen erst vor kurzem bestanden haben, als ausgesprochen hilfreich und motivierend gesehen. Die Firmen, die dies für ihre Prüflinge organisieren, werden durch höhere Mitarbeiterbindung und bessere Prüfungsergebnisse belohnt.  

In Bezug auf die finanzielle Unterstützung der Examenskandidaten in den Gesellschaften äußerten sich fast alle Befragten weitgehend zufrieden mit den finanziellen Leistungen. Nur ein Drittel sagt, dass sie sich mehr finanzielle Unterstützung gewünscht hätten. Anders sieht es mit dem Bereitstellen von Zeit aus. Hier gab es viele Stimmen, die sich mehr Freistellungszeit wünschen, ganz besonders wichtig für „Durchfaller“. Für dieses gibt es meist keine Freistellung mehr und gelernt wird in der ohnehin knappen Freizeit. So wundert es nicht, dass viele Befragten von totaler Überarbeitung bis hin zum Burn-Out berichten.

Überhaupt ist die zeitliche Belastung in der Branche ein großes Thema. Die Workload muss deutlich runter, soll der WP generell für den Nachwuchs attraktiv sein, fordert denn auch ein Big4-Audit Partner.  Mit dieser Meinung steht er nicht allein da.  

Schlechter Umgang mit „Durchfallern“ führt zu Fluktuation

„Nach dem Durchfallen müssen die Leute aufgefangen werden, sonst sind sie toxisch für das ganze Team, wenn sie über das ‚Sch…-Examen‘ fluchen, sagt eine Big4-Partnerin.

„Sie verunsichern die anderen,“ meint auch ein anderer Partner. „Sie sorgen dafür, dass andere erst gar nicht ins Examen gehen“, ist sich wiederum ein anderer Interviewpartner sicher.

Nach all dem zeitlichen und finanziellen Investment ist das Nichtbestehen für die Firmen ein heftiger finanzieller Verlust und eine Einschränkung der Manpower, die man für bestimmte Mandate zur Verfügung hat.

Für manchen Kandidaten ist es eine persönliche Niederlage in der Steuerberaterprüfung durchgefallen zu sein, die nicht selten Kurzschluss-Reaktionen nach sich zieht und den Entschluss, sich dem Stress nicht noch einmal auszusetzen. Schließlich kann man auch ohne das Examen als „Manager“ weiterarbeiten oder in einen anderen Bereich des Unternehmens wechseln. Bei einem Basisgehalt von 70.000 Euro ohne den WP wird sich so mancher sagen, dass es sich auch damit gut leben lässt. Manche „Durchfaller“ verlassen das Unternehmen gleich ganz und müssen unter Einsatz der internen Kräfte und von oft auch von externen Personalbeschaffern ersetzt werden.  

Vorgesetzte stehen in dieser Situation vor einer besonderen Herausforderung, ist doch ihre Personalplanung mit einem Mal obsolet geworden. Sie erleben ihren ganz eigenen Frust, müssen jedoch Akzeptanz und Verständnis zeigen.

Etablierte Auffanggespräche helfen dabei herauszufinden, woran es gelegen hat, dass die Prüfung nicht bestanden wurde und mögliche Maßnahmen zu ergreifen. Sie helfen, geknicktes Selbstbewusstsein wiederaufzurichten und den Mitarbeiter zu motivieren, einen zweiten Versuch zu starten. Selbst, wenn jemand nicht noch einmal ins Examen gehen möchte, ist es nötig, über Wünsche, Ziele und mögliche zukünftige Rollen im Unternehmen zu sprechen, Wertschätzung zu zeigen und so den Mitarbeiter zu binden.

Leider scheint dieses Vorgehen nicht Standard in den Gesellschaften zu sein. „Niemand hat mit mir konstruktiv und perspektivisch gesprochen“, findet sich denn auch ein frustrierter Kommentar in der Online-Umfrage. 

Fazit

Prüfungserfolg bei der Steuerberaterprüfung / beim Wirtschaftsprüferexamen entsteht aus dem Zusammenspiel von:

  • guter Ausbildung in den Gesellschaften
  • engagierter Führung
  • Commitment
  • Motivation
  • Fachwissen
  • Lösungskompetenz
  • Selbstvertrauen
  • mentaler Stärke und
  • Effizienz

Leider haben nicht alle Firmen die personellen Ressourcen oder Qualifikationen für diese Aufgabe. Die Führungskräfte sind zeitlich überlastet und die HR-Abteilungen werden nicht als die Experten für dieses spezielle Thema gesehen. Das führt im Zusammenspiel mit anderen Faktoren dazu, dass die Durchfallquote im Steuerberater- / Wirtschaftsprüferexamen so hoch ist.

Als Folge wird die Examensvorbereitung an die Weiterbildungsakademien ausgelagert. Diese leisten gute Arbeit im Bereich Fachwissen, stehen aber einer sehr heterogenen Teilnehmerschaft gegenüber mit den unterschiedlichsten Bedürfnissen gerade in den „weichen“ Bereichen wie Lerntechniken, Motivation, Selbstklärung und Selbstmanagement.

Denkbar für die Gesellschaften wäre aber auch die Einbeziehung externer Kräfte für Themen wie die Moderation von Austauschrunden, Mentaltraining oder die Etablierung von Auffanggesprächen. Der finanzielle Einsatz dürfte sich lohnen, denn wie im Artikel dargelegt wurde: Genau diese Maßnahmen sind es, die die Durchfallquote im Steuerberater- / Wirtschaftsprüferexamen signifikant senken.

Klimmer Examens-Akademie: Ihr kompetenter Ansprechpartner für die StB-/WP-Prüfungsvorbereitung

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