Schwierige Texte verstehen

Schwierige Texte verstehen: Fachtexte in vier Schritten aufschließen

Auf dem Weg zu Deinem Uni- oder Berufsexamen kommst Du nicht umhin, wissenschaftliche Texte zu bearbeiten und zu verstehen.

Für den Leser sind sie oft harter Stoff. Viele Autoren passen sich einfach an den branchenüblichen Jargon an und wissen nicht, was sie ändern können.

Es bleibt Dir überlassen, einen Zugang zum Text finden. Folgendes Arbeitsmodell hat sich in der Praxis bewährt:

Schwierige Texte verstehen: „Textungetümen“ den Schrecken nehmen

Draufblick

Mit dem Versuch, einen langen und schwierigen Text komplett von A bis Z zu verstehen, wirst Du höchstwahrscheinlich scheitern. Die Merkfähigkeit Deines Gehirns wird überlastet. Deine kleinen, grauen Zellen versagen Dir den Dienst. Du willst viel und erreichst am Ende wenig.

Formuliere deshalb lieber Deine Fragen an den Text und zwar bevor Du die erste Zeile liest. Zum Beispiel so:

  • Was weißt Du bereits und welche Lücken willst Du schließen?
  • Welche konkreten Fragen hast Du an den Text?
  • Wenn Dir jemand den Artikel oder Textabschnitt empfohlen hat: Worauf wollte er Dich aufmerksam machen? Was war seine Intention?
  • In welchem fachlichen Zusammenhang steht der Artikel oder Textabschnitt?
  • Welches Problem wird hier diskutiert?
  • Wie ist die Intention des Autors?
  • Wie ist die Argumentationslinie des Autors? Welcher anderen Auffassung kann man ggf. sein?

Überblick

Nimm Dir nun Deinen schwierigen Text vor und verschaffe Dir einen Überblick: Wie ist der Artikel strukturiert? Welche Teile sind für Dich wichtig? Welche musst Du verstehen? Welche kannst Du übergehen?

Schau auf das Intro oder Abstract und das Fazit. Achte auf Überschriften, Hervorhebungen, Randnotizen und Zusammenfassungen. Didaktisch aufbereitete Texte bieten häufig sogar Fragen für den Selbst-Test an.

Einblick

Nun beginnt die Arbeit am schwierigen Text im engeren Sinne: Gehe Abschnitt für Abschnitt durch Deine Auswahl. Vermeide auch hier eine passive Haltung und den Versuch, jede Zeile mit der gleichen Aufmerksamkeit aufnehmen zu wollen.

Richte Deine Aufmerksamkeit stattdessen lieber darauf, den Artikel oder Textabschnitt einzuordnen und zu verstehen. Frage Dich zum Beispiel:

  • Was ist hier das Wesentliche?
  • Worin liegt die Botschaft?

Finde eigene Worte und fasse den Abschnitt gekürzt zusammen.

Häufig sind Texte nicht deshalb so schwierig, weil die Inhalte so kompliziert wären, sondern weil es die Sprache dem Leser so schwer macht. Wissenschaftliche Texte sind so gut wie nie auf Lesefreundlichkeit optimiert. Die Autoren operieren mit verschachtelten Sätzen und Fachwörtern, die manchmal sinnvoll und notwendig sind – und manchmal nicht.

Hürde 1: Fachbegriffe

Finde einen Umgang mit den Fachbegriffen: Mit einigen musst Du Dich vertraut machen, weil sie zur gängigen Sprache in Deinem Fach gehören. Ihr Sinn liegt darin, sich unter Fachleuten schnell und präzise zu verständigen. Wenn es jedoch um sprachliche Nebelwolken geht, finde Deine eigenen Worte. Begriffe, die sich fremd für Dich anfühlen, wirst Du vergessen.

Hürde 2: Schachtelsätze

Bei ganz schwierigen Passagen lohnt es sich, die Grammatik-Kenntnisse aus der Schule hervorzuholen: Was ist das Subjekt? Was tut es? Was widerfährt ihm? Wann passiert das und unter welchen Bedingungen? Es gilt: Teile und herrsche. Stück für Stück aufgebrochen, verstehst Du auch den schwierigsten Text.

Nachhaltiges Lernen bedeutet immer, sich mit den Inhalten aktiv auseinander zu setzen. Lies dazu auch: „Das sitzt! Fünf Tipps für richtiges Lernen und Wiederholen„.

Durchblick

Versuche im nächsten Schritt, eine emotionale Brücke zum eben Erarbeiteten zu schlagen. Dies dient der Festigung: Was hat der Artikel oder Textabschnitt mit Dir zu tun? Was interessiert Dich daran? Was ärgert Dich?

Gibt es Parallelen zu bisher Gelerntem? Woran erinnert Dich der Text? Oder ist hier etwas ganz anders?

Wenn Du ein Typ dafür bist und wenn es sich anbietet: Probiere einmal, Bilder und schräge Vergleiche zu finden, nach dem Motto: „Das ist ja, als würde Darth Vader einen Geburtstagskuchen backen.“ Schräge Vergleiche sind in diesem Fall kein Hindernis. Im Gegenteil: Das Gehirn kann sich an das Besondere besser erinnern.

Die Methode funktioniert nicht überall. Doch wo sie passt, ist sie hilfreich.

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Mehr Tipps für erfolgreiches Lernen und hervorragende Ergebnisse in Deinem Berufsexamen oder Deinem Uni-Examen findest Du in meinem „Wegweiser zu Deinem Examens-Erfolg“.


Tags

Berufsexamen, Examens-Erfolg, Gehirn, lernplan, lernstrategie


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