Jeder hat einmal ein Tief. Wenn Dir jedoch dauerhaft der Spaß am Lernen fehlt, solltest Du Dir die Frage stellen: Was motiviert mich zum Lernen?
Überlastung, zu wenig Schlaf, Langeweile und zu wenig Abwechslung können die Ursachen sein, wenn Du einfach einmal keine Lust aufs Lernen oder Arbeiten hast. Ein kleines Tief auszugleichen ist einfach: Erfolgreiches Lernen braucht Auszeiten. Darüber habe ich schon häufig geschrieben.
Wenn allerdings Ausschlafen und ein fröhliches Wochenende keine Wirkung zeigen, dann solltest Du aktiv werden. Vielleicht kannst Du Dich schlecht motivieren und gehst an dem vorbei, was Dich stark macht?
Mit der Kraft der eigenen Motive arbeiten
Was Menschen motiviert und was sie brauchen, um Höchstleistungen zu erbringen, ist ein wichtiges Thema der Arbeitspsychologie. Unzählige Experten forschen und diskutieren dazu. Schon seit Jahren sind Persönlichkeitstests im Einsatz, die das Verhalten der Vergangenheit erklären und künftiges treffsicher prognostizieren wollen.
Persönlich arbeite ich mit dem Reiss Motivation Profile. Sein Entwickler, der US-Psychologe Prof.Dr.Steven Reiss, hat es in den 1990er Jahren auf den Markt gebracht. Zuvor hatte er Tausende von Menschen interviewt und statistische Daten erhoben. Die Daten hat er verdichtet und 16 grundlegende Motivatoren abgeleitet.
Wenn Du Dich fragst: „Was motiviert mich zum Lernen oder Arbeiten?“, dann ist der Test ein guter Tipp für Dich. Mit seiner Hilfe kann jeder herausfinden, was ihn motiviert und sein Leben so gestalten, dass seine Motivatoren ihm zu Hilfe kommen. Er greift auf die Energie zurück, die er natürlicherweise hat, und richtet sie auf seine Ziele. Wenn jemand Status-orientiert ist, braucht er zum Beispiel den Vergleich in der Gruppe. Alleine am Schreibtisch, auf sich zurück geworfen, kommt er nicht zum Zug und kann sich nicht abheben. Menschen, die Anerkennung suchen, benötigen Ermutigung, Feedback und viel Lob.
„Was motiviert mich zum Lernen?“ 16 mögliche Motive
Schau Dir die 16 Motive an: Welche sprechen Dich an?
Macht
Macht und der Wunsch nach Einflussnahme gehen zusammen. Wer sich von der Macht motivieren lässt, hat Ehrgeiz und liebt Herausforderungen. Er hat gute Chancen, exzellente Leistungen zu erbringen.
Unabhängigkeit
Unabhängige Menschen streben nach Freiheit und Autonomie. Arbeitsgruppen sind ihnen ein Greuel, denn sie verlassen sich nur ungerne auf andere. Auch Geschenke oder Hilfe anzunehmen, ist nicht ihr Ding.
Neugier
Neugierige Menschen haben Lust aufs Lernen. Einfach so. Sie haben so etwas wie geistigen Hunger und verspüren ein Bedürfnis nach Lesen, Schreiben, Nachdenken oder Reflektieren. Sie sind wissbegierig und an der Wahrheit interessiert.
Anerkennung
Der Wunsch nach Anerkennung verbindet sich meist mit persönlicher Unsicherheit. Solche Menschen streben nach hohem Selbstwert bei gleichzeitig geringem Selbstvertrauen. Sie lassen sich schnell verunsichern. Es fällt ihnen schwer, Rückschläge zu überwinden und Fehler als Lernchance zu begreifen.
Ordnung
Ordentliche Menschen mögen standardisierte Prozesse und eine gute Organisation. Mit routinierten Abläufen kommen sie gut zurecht. Abweichungen von der Norm mögen sie weniger: Flexibilität, Spontanität oder Improvisationsstärke ist nicht ihre Sache.
Sparsamkeit
Sparsame Menschen sind oftmals zugleich Sammler. Sie haben ein Bedürfnis, Dinge zu horten und zu bewahren. Ihre Besitztümer pflegen sie mit Sorgfalt, damit sie lange halten. Im Übermaß wird die Sparsamkeit zu Selbstzweck. Sie steht der Großzügigkeit und der Freizügigkeit entgegen.
Ehre
Menschen mit einer hohen Ausprägung im Motiv „Ehre“ erweisen sich als prinzipientreu, aufrichtig und ehrlich. Sie sind loyal gegenüber einem Moralkodex oder einer Ethik. Im Gegensatz dazu stehen Menschen mit einer hohen Ziel- und Zweckorientierung. Sie fragen nach dem persönlichen Nutzen und hinterfragen Standards.
Idealismus
Idealismus wird in einem hohen Bedürfnis nach Gerechtigkeit und Fairness sichtbar. Idealisten wollen zum Wohl der Menschen oder gar der „Menschheit“ beitragen. Deshalb treten sie Organisationen bei, spenden Geld und unterstützen humanitäre Interessen. Demgegenüber stehen weltlich-pragmatisch orientierte Menschen, die davon ausgehen, dass die Welt nun einmal so ist, wie sie ist und die meisten in höchstem Maße für ihr eigenes Glück verantwortlich sind.
Beziehung
Beziehungsorientierte Menschen suchen Kontakt, Begegnung und Nähe zu anderen Menschen. Sie sind typischerweise Mitglied von Gruppen und Organisationen und verfügen über eine hohe Sozialkompetenz. Introvertierte hingegen benötigen das Alleinsein, um zu entspannen. Sie schöpfen Kraft aus der Privatsphäre.
Familie
Familienmenschen mögen das Gefühl, gebraucht zu werden. Sie sind fürsorglich gegenüber ihrem Partner und Familienmitgliedern. Im Gegensatz dazu gibt es die Menschen, die Bindung als einengend empfinden. Auch sie mögen Kinder, doch sie begegnen ihnen partnerschaftlich.
Status
Status verbindet sich mit dem Wunsch nach Prestige in einer sozialen Hierarchie. Es motiviert sie, mehr zu haben als andere und mehr zu können und dafür Respekt zu gewinnen. Titel und Statussymbole sind attraktiv. Nicht-statusorientierte wollen eher als Persönlichkeit geachtet werden und mögen keine Sonderrechte oder hervorgehobene Rollen.
Rache
Gewinnen, sich verteidigen, sich messen und sich behaupten wollen: Das sind Schlüsselworte für Menschen mit einem Rache-Motiv. Durch Wettkämpfe lassen sie sich zu Höchstleistungen anspornen. Ihr Gegenpol sind Menschen, die Harmonie suchen, Konflikte vermeiden und Zugeständnisse machen.
Eros
Eros steht für die Freude an der Sexualität – jedoch nicht nur. Auch Schönheit, Ästhetik oder generell der Wunsch nach sinnlichem Erleben sind Ausdrucksformen des Eros-Motivs. Die Freude an Kunst oder der Musik gehören deshalb auch in diesen Kreis. Eros ist das Gegenteil von Askese.
Essen
Wenn sich der Tagesablauf und die Wochenendgestaltung am Essen orientiert, liegt ein Motiv im Bereich „Essen“ vor. Hier hat das Essen die Sphäre des biologisch Notwendigen überschritten. Essen ist Genuss. Deshalb darf es auch etwas kosten.
Körperliche Aktivität
Menschen mit einem Motiv in der körperlichen Aktivität haben ein Bedürfnis nach Bewegung. Sie brauchen sie, um sich zu spüren. Deshalb pflegen sie einen aktiven Lebensstil und treiben regelmäßig Sport. Dabei geht es ihnen weniger um Wettkampf und Konkurrenz als um Ausdauer und Durchhaltevermögen.
Ruhe
Ein angstfreies und stabiles Leben ist das Ideal eines Menschen mit Ruhe-Motiv. Stressituationen vermeidet er, wo möglich. Er handelt vorausschauend und vorsichtig. Unbekanntes vermeidet er lieber. Mit Abenteurern hat er wenig gemein, die den Nervenkitzel lieben und das Risiko als Chance erkennen.
Was motiviert Dich zum Lernen oder Arbeiten: Was sagst Du?
Anhand der Liste hast Du vermutlich eine Ahnung gewonnen, welche Motive Deine sind. Der vollständige Test fragt Deine Motive in über 120 Fragen ab. Daraus entsteht ein individuelles Profil – mit einem vollständigen Auswertungsbericht. Niemand ist nur von einem Motiv getriggert. Die Interpretation des persönlichen Profils verlangt nach Erfahrung. Den Test ohne Begleitung zu absolvieren, kann zu Fehlinterpretationen und Missverständnisse führen.
Weitere praktische Empfehlungen für erfolgreiches Lernen findest Du in meiner Gratis-Checkliste: Wegweiser zu Deinem Examens-Erfolg.